Fortbildungstag und Mitgliederversammlung des VBS 10.03.2017

Musik – Bewegen!

Fortbildungstag und Mitgliederversammlung des VBS

Im Jahr 2015 wurde erstmals das Konzept erprobt, in den Jahren zwischen den „Tagen der Bayerischen Schulmusik“ jeweils an wechselnden Orten und in wechselnden Regierungsbezirken mit einem Veranstaltungspaket aus Fortbildungstag und Mitgliederversammlung präsent zu sein. Nach Alteglofsheim 2015 war am 10. März 2017 das mittelfränkische Erlangen an der Reihe. In zwei Workshops ging es um den Themenkreis „Musik, Bewegung, Szene“. Der renommierte Kinder- und Jugendchoreograph Alan Brooks brachte unter dem Titel „Tanz: Klasse!“ knapp 40 Lehrkräften aus allen Schularten tänzerische Interaktion zu Musik als Kommunikations- und Ausdrucksmittel nahe. Auf Grundlage seiner langjährigen Erfahrung als Tänzer einerseits und als Akteur im Bereich des Community Dance andererseits vermittelte Brooks elementare, niedrigschwellige Bewegungsimprovisations- und Spielformen – beginnend bei Partner- und Gruppenaktionen bis hin zur solistischen Gestaltung. Zielperspektive war einerseits das Wecken eines Bewusstseins für Ausdrucksmöglichkeiten des eigenen Körpers und Kommunikation über Bewegung, andererseits das Eröffnen eines Zugangs zu tänzerischen Aktivitäten im engeren Sinn. In einem zweiten Workshop erprobte Studiendirektorin Maniana Füg vom Jean-Paul-Gymnasium Hof mit den Kursteilnehmern schulartübergreifende Anregungen zur Unterrichtsgestaltung für den Bereich "Bewegung - Tanz – Szene“ im LehrplanPLUS.

Mitgliederversammlung

In ihrem Tätigkeitsbericht blickte die VBS-Vorsitzende Heidi Speth auf drei thematische Schwerpunkte des vergangenen Jahres zurück: die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Schulmusik (DGS), Fortbildungsaktivitäten sowie das Thema Unterrichtspflichtzeit (UPZ).

Deutsche Gesellschaft für Schulmusik (DGS)

In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung wurde am 15.7.2016 der geplante Beitritt des VBS zur Deutschen Gesellschaft für Schulmusik einstimmig beschlossen. Die Gründung der DGS wurde am 27.11.2016 vollzogen, als Sprecher der neuen Vereinigung fungieren Bernhard Hofmann (VBS) und Martin Weber (VdS Niedersachsen). Damit ist der Weg geebnet für eine länderübergreifende Kooperation. Erste gemeinsame Initiative ist ein „klingender Nord-Süd-Dialog“, bei dem Schulensembles über Begegnungen und Austausch Kontakt zueinander finden sollen. Zudem ist ein Sitz der DGS im Deutschen Musikrat (DMR) angestrebt, um die Belange anspruchsvoller Schulmusik auch auf Bundesebene vertreten zu können. Zu diesem Thema wird es in den kommenden Wochen ein Gespräch zwischen dem Präsidenten des Deutschen Musikrats, Martin Maria Krüger, dem Generalsekretär des DMR, Christian Höppner, sowie den Präsidenten des Bundesverbands Musikunterricht, Michael Pabst-Krüger und Ortwin Nimczik, und den beiden Sprechern der Deutschen Gesellschaft für Schulmusik geben.

Rückblick auf die Tage der Bayerischen Schulmusik 2016

Die Tage der Bayerischen Schulmusik 2016 „Plan|mä|ßig – Schulmusik unter den Vorzeichen von Bildungsstandards und Kompetenzorientierung“ waren mit mehreren hundert Teilnehmenden wieder sehr gut besucht. Die Diskussionen, fachwissenschaftlichen Vorträge zum Tagungsthema und Angebote zur Unterrichtspraxis standen ganz unter den Vorzeichen des künftigen „LehrplanPLUS“ (siehe auch NMZ 04/2016). Auch diesmal wird ein Berichtsband mit Beiträgen des Kongresses im Druck erscheinen, als Herausgeber ist in bewährter Weise Bernhard Hofmann tätig. Den Mitgliedern des VBS wird das Buch im Mai als Jahresgabe zugehen. Die nächsten „Tage der Bayerischen Schulmusik“ sind für den 8. bis 10. März 2018 in München geplant, die Vorbereitungen sind bereits im Gange.

Unterrichtspflichtzeit

Schlechte Nachrichten gibt es für Musiklehrkräfte an Realschulen mit musischem Profil (Wahlpflichtfächergruppe IIIb). Eine Realschullehrerin, die im „musischen Zweig“ tätig ist, hatte auf Anerkennung des dort erteilten Musikunterrichts als „wissenschaftlich“ sowie auf entsprechende Angleichung ihres Stundendeputats geklagt. Bereits im März 2015 erging ein abschlägiges Urteil des Verwaltungsgerichts München; die Revision wurde am 14.6.2016 ohne mündliche Verhandlung durch den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München abgelehnt. Damit besteht auf absehbare Zeit für Realschullehrkräfte wohl keine Aussicht auf Anerkennung ihres Musikunterrichts als eines vollwertigen, „wissenschaftlichen“ Unterrichtsfachs. Bezüglich des gymnasialen Lehramts ist der Ausgang des Verfahrens derzeit noch offen. Wie bekannt hatten im Sommer 2014 650 Kolleginnen und Kollegen von über 200 bayerischen Gymnasien einen Antrag an das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst gestellt, Musikunterricht auch in nicht-musischen Gymnasialzweigen als „wissenschaftlich“ anzuerkennen und die UPZ entsprechend zu reduzieren. Im Oktober 2015 ergingen dann rechtsmittelfähige Bescheide an die Antragsteller, in denen die Anträge abgelehnt wurden. Daraufhin reichten im Frühjahr 2016 vier Musterkläger*innen aus den Reihen des VBS Klage beim Verwaltungsgericht München ein. Nach dem Verstreichen mehrerer vom Verwaltungsgericht gesetzten Fristen ging schließlich ein Erwiderungsschriftsatz des Ministeriums bei den Klägern ein, in dem erwartungsgemäß beantragt wird, die Klagen abzuweisen. Der von der Mitgliederversammlung 2014 mandatierte UPZ-Ausschuss (Thomas Frank, Gerhard Ottowitz, Michael Strehler) hat nun zusammen mit dem VBS-Vorstand Argumente für eine Entgegnung zusammengetragen, die mit anwaltlicher Hilfe in ein entsprechendes Schreiben umgewandelt wird. Es steht zu hoffen, dass danach eine mündliche Verhandlung angesetzt wird.

Stellensituation

Hoch problematisch ist nach wie vor die Anstellungssituation für angehende Realschullehrkräfte. Im September 2015 wurden von 66 Bewerber*innen mit dem Unterrichtsfach Musik nur 4 eingestellt, im September 2016 8 von 58. Aus datenschutzrechtlichen Gründen wurde keine Grenznote bekanntgegeben. Einige junge Kolleg*innen fanden Beschäftigung an städtischen, kirchlichen oder privaten Schulen, andere halten sich mit Aushilfsverträgen über Wasser. Mit dieser Situation kann niemand zufrieden sein. Etwas besser, aber ebenfalls nicht befriedigend sieht die Lage für das Lehramt an Gymnasien aus. Im Februar 2014 gab es einen „Einstellungsgipfel“, 19 von 23 Bewerber*innen bekamen eine Stelle (Grenznote: 2,58). 2015 und 2016 kamen jeweils 10 Stellenangebote auf 20 Bewerbungen (Grenznote: 1,97). Zum Einstellungstermin Februar 2017 wurden 28 Bewerber*innen 9 Stellen angeboten, 7 nahmen das Angebot an; die Grenznote lag bei 1,82. Positiv macht sich bemerkbar, dass seit Sommer 2016 unterschiedliche Wartelisten für Bewerber mit Musik als Doppelfach bzw. Musik in der Fächerverbindung geführt werden. Dennoch erhalten ausgezeichnete Musiklehrkräfte mit einem Notenschnitt von 2,0 und besser nicht sofort eine Planstelle. Gleichzeitig gibt es eine Reihe von Schulen, an denen der Musikunterricht fachfremd erteilt werden muss oder ganz entfällt. Bedarf gäbe es vielerorts, oftmals jedoch sind nicht genügend Stunden für die Beantragung einer vollen Planstelle mit 27 Stunden Musikunterricht vorhanden. Möglicherweise fehlt am einen oder anderen Ort auch das Bewusstsein der Schulleitung, dass qualitativ hochwertiger Musikunterricht erstens eine Notwendigkeit darstellt und zweitens auf lange Sicht nur durch voll qualifizierte Lehrkräfte sichergestellt werden kann. So werden Behelfslösungen perpetuiert, statt eine ausgebildete Musiklehrkraft anzufordern. Drei Dinge könnten mittelfristig zu einer Verbesserung der Situation führen: ein Erfolg in der UPZ-Klage, die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums und eine noch höhere Zahl von Bewerbern mit dem Fach Musik in der Fächerverbindung, die mit flexibleren Stundenkontingenten einsetzbar sind.

Rückkehr zum G9

Immer deutlich zeichnet sich auch in Bayern eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium ab. Der VBS-Vorstand hat sich daher mit einem Schreiben an den Kultusminister gewandt und ihm die Bedürfnisse des Fachs Musik dargelegt. Gefordert werden darin: durchgehender, zweistündiger Musikunterricht in allen Jahrgangsstufen sowie ein eigenes Stundenbudget und feste Zeitschienen für den musikalischen Wahlunterricht.

Neuwahl des Vorstands

Auch für das Jahr 2016/17 konnte Kassenführer Reinhard Eckl in seinem Bericht eine erfreuliche Bilanz ziehen: Ein weiterhin sehr kostenbewusster Umgang mit den Ressourcen des Vereins führte auch in der finanziellen Bilanz wieder zu einem positiven Ergebnis. Die Kassenprüfer bestätigten die ordnungsgemäße Buchführung, der Vorstand wurde einstimmig entlastet. Bei der turnusmäßigen Neuwahl wurden die bisherigen Vorstandsmitglieder ein weiteres Mal in ihrem Ämtern bestätigt: Heidi Speth ist wieder zur ersten Vorsitzenden gewählt, Martina Raab und Bernhard Hofmann amtieren auch künftig als stellvertretende Vorsitzende. Für die Kassenführung bleibt Reinhard Eckl zuständig, Schriftführer ist weiterhin Florian Zeh. Der VBS-Vorstand dankte den Mitgliedern für das erwiesene Vertrauen und wird sich auch in den kommenden beiden Jahren intensiv für die Belange der bayerischen Musiklehrerinnen und -lehrer einsetzen.

Gabriele Puffer