„Wertschätzung durch den Dienstherrn sieht anders aus“
Reaktionen auf das UPZ-Urteil
Wie schon zum UPZ-Urteil erreichten uns auch zum Ergebnis der Berufungsverhandlung zahlreiche Reaktionen per E-Mail und über Facebook. Wiederum wurde deutlich, dass das Urteil nicht nur juristische Wirkung entfaltet, sondern auch demotivierend wirkt und Fragen nach der gesellschaftlichen und politischen Anerkennung der Arbeitsleistung von Musiklehrkräften aufwirft. Auszüge aus diesen Zuschriften sind hier in anonymisierter Form zusammengestellt.
„Die - für mich absurde - Konsequenz aus diesem Urteil: wenn wir also unsere ‚Arbeitsprozesse verdichten‘ (weniger praktischen und mehr theoretischen Unterricht geben - auch wenn das der Gesetzgeber wohl so nicht unterschreiben würde), würden wir uns automatisch mehr dem nähern, was der Beklagte als charakteristisch für ‚wissenschaftlichen Unterricht‘ erachtet.“
„Sehr schön! Also haben wir sozusagen nun die offizielle Legitimation im Unterricht zum Singen und Klatschen...“
„Ich bin wie wir alle schockiert und frustriert über die Darstellung, mit der unser Dienstherr den gymnasialen Musikunterricht und die in meinen Augen unverzichtbare und wertvolle Arbeit unserer Kolleginnen und Kollegen im Zusammenhang des gesamten Fächerspektrums beschreibt. Nicht allein die unerklärliche Unterscheidung zwischen den Lehrkräften an musischen und nichtmusischen Gymnasien trifft hart, nein, auch die hier nun gerichtlich begründete Vorstellung eines Musikunterrichts in Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung sowie die Einschätzung des Anteils dieser Arbeit am gelingenden und oftmals wegen der Musik gefeierten Schullebens findet bei mir absolut kein Verständnis. Dass da die Juristen der substanzlosen Argumentation folgen, zeugt eher von Unkenntnis, verkrusteten Vorstellungen bzw. mangelnder Überparteilichkeit. Es fehlt bis heute eine nachvollziehbare und in der Sache stichhaltige Erläuterung der Gründe für die bzgl. UPZ unterschiedliche Behandlung des Faches Musik am Gymnasium im Vergleich zu anderen Fächern. Der Vorwurf der Willkür ist für mich in keiner Weise ausgeräumt, besonders mit Blick auf die Entwicklung des Fachunterrichts und der Lehrpläne in den vergangenen mehr als 40 Jahren.“
„Ich selbst hatte während meiner Schulzeit (Abi 77) immer bei meinem Musiklehrer Geigenunterricht. Insofern könnte ich mir vorstellen, dass 27 Stunden damals nicht ganz unberechtigt waren. Ein mittlerweile verstorbener Kollege hatte damals fast zur Hälfte Violinunterricht - gut, sicherlich eine Ausnahme, aber auch ein anderer älterer Kollege trauerte lange dem Instrumentalunterricht nach. Bei ihm waren es, wenn ich mich recht erinnere, 4 Stunden pro Woche. Seitdem hat sich die Situation aber grundlegend geändert.“
„Frustrierend, von seinem Arbeitgeber nicht ernst genommen zu werden.“
„Wertschätzung durch den Dienstherrn sollte anders aussehen, als wir es in den vergangenen Jahren erlebt haben.“
„Es ist bestätigt worden und wir haben den Rechtsstreit verloren: Die Schulmusiker in Bayern machen laut Revisionsverhandlung gegenüber anderen Fächern am Gymnasium einen ‚unwissenschaftlichen Unterricht‘ und müssen deswegen pro Woche weiterhin 4 Stunden mehr unterrichten! Das baut auf!“
„Das muss man sich zu Zeiten von MINT mal vorstellen. Einseitiger geht es doch nicht und um menschlich Kreativität und Empathie auch nicht. Künstlerische Fähigkeiten werden völlig unterbewertet, anstelle den jungen Menschen gerade damit eine Balance zu ermöglichen. Sehr schade!!“
„Leider haben die Richter und Politiker alle nicht die Artes Liberales studiert: Seit dem Beginn der Universitäten gehörte die Musik im Quadrivium zusammen mit Geometrie, Arithmetik und Astronomie zum Grundstudium, verpflichtend. Die Welt sähe anders aus, wenn Musik als Fach ihren Stellenwert wieder bekäme.“
Zusammenstellung: Gabriele Puffer